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Bei uns ging es immer lebhaft zu, doch an einen Mittwochmorgen im August war der Begriff Chaos beinahe zu mild. Während mein großer Bruder Ernsti fieberhaft seinen Ausweis suchte, suchte Tante Christa nach Filtertüten und meine Mutter einen Sündenbock. Sie hatte verschlafen, verfluchte übellaunig ihren Wecker, um sich dann im gereizten Tonfall zu erkundigen, warum niemand von uns sie geweckt hatte. Keine Reaktion, außer dass meine jüngste Schwester Becki in Tränen ausbrach. Morgens war sie empfindlich, doch diesmal wurde ihr Schluchzen von einem mörderischer Schrei übertönt. Beim Versuch, Kaffee zu kochen, hatte Tante Christa sich mit heißem Wasser außer Gefecht gesetzt und ließ nun literweise kaltes Wasser über ihren Arm
laufen. Bergvagabunden. Konnte man drollig finden, solange mein Bruder Manni nicht mitquäkte. Er gehen ließ.
Erst nach Androhung
von Schlägen ließ er das Oma Duett sausen. "Lass das ewige Umpacken, du verpasst sonst deinen Zug," stöhnte jetzt meine Mutter, während sie Ernsti energisch den Koffer aus der Hand nahm. Er hatte vor Aufregung kaum geschlafen und stürmte gekränkt davon, um sich bei Tante Christa zu beklagen. Das war unsere Chance, einen Brief und ein paar Geschenke in seinen Koffer zu schmuggeln. Es war sein 12. Geburtstag, der Tag seiner Abreise in den Schwarzwald und nicht der Moment, ihn zu überfordern. War er erst in der Fremde, würde er unsere bescheidenen Gaben ganz anders schätzen. Zu pünktlich, da Ernsti mit müßigen Ermahnungen und lästigen Abschiedsküssen genervt wurde, bevor er seinem Abenteuer entgegen rollen konnte. Wir Geschwister wussten, er wurde aufeinem Bauernhof mit Pferdezucht erwartet und freuten uns für ihn. Solange, bis durchsickerte, dass er 6 Monate bleiben sollte. Das war bitter! Wir würden ihn vermissen und bezweifelten, dass Ernstis Begeisterung für Pferde kein Platz für Heimweh lassen würde. Dass unsere Eltern das eingefädelt hatten, fanden wir beunruhigend und sehr verdächtig! **** Als meine Mutter die erste Postkarte vorlas, atmeten wir erleichtert auf. Ernsti schwärmte von den Tieren, freute sich übers eigene Zimmer und äußerte sich begeistert über seine Gasteltern. Eine Woche später erfuhren wir, dass er schwer arbeiten und madigen Speck essen musste. Die erste Karte wurde unter Aufsicht geschrieben, in Wahrheit war er todunglücklich und wollte sofort abgeholt werden. Wir Kinder waren entsetzt - Speck und dann noch madig! Dass ein 12jähriger hart rangenommen wurde, verschlug keinem die Sprache. Wir wurden alle nicht verhätschelt, trotzdem hofften wir, unsere Eltern würden mit dem Taxi in den Schwarzwald düsen, den Gasteltern empört: "Nicht mit unserem Kind" zurufen und Ernsti triumphierend nachhause bringen. So hatten sie mich mal (zu meinem Entsetzen), in Begleitung einer befreundetenTaxifahrerin, auf eigene Verantwortung, aus dem Krankenhaus befreit, aber das ist eine andere Story. Diesmal sollten sie - doch wollten - aller Maden zum Trotz - nicht eingreifen. Er wird sich schom gewöhnen, sagten sie ungerührt und scherten sich so wenig um unser Mitgefühl wie um dem fernen Sohn. Der sich tatsächlich gewöhnte, freiwillig sechs Monate länger blieb und immer wieder verlängerte, bis wir ihn
drei Jahre nicht mehr gesehen hatten. Just da fiel den Eltern ein, dass es irgendwo noch einen Sohn gab. "Soll er etwa ewig im Schwarzwald bleiben? "Jetzt haben diese Leute ihn uns lange genug entfremdet," hieß es. So endgültig sollte sich Ernsti dann doch nicht gewöhnen! Dass er begeistert die Koffer packte, bezweifle ich, seine Erzeuger saßen einfach am längeren Hebel. Zwei Jahre später hätte er ihnen wahrscheinlich etwas gehustet. dddddZufällig war ich es, die ihm die Tür öffnete und diesen schwäbelnden, jungen Herrn für einen Vertreter hielt. "Kennsch mi nemme" fragte er. Wie sollte ich ihn kennen oder erkennen? Gegangen war ein zwölfjähriges Kind und vor mir stand ein erwachsener Mensch. Es war nicht mehr derselbe, der kleine Ernsti war verschwunden und ein großer wurde uns geschickt. Wie ein Geschenk. Mir wurde ein Bruder geschenkt, der mir gefiel und über den ich sofort eifersüchtig wachte. In den ersten Tagen, als er noch ganz neu war, betrachtete ich es schon als Verrat, wenn er mit der Nachbarstochter zu lange Ball spielte. Ist doch mein Bruder!! *****
Im Schwarzwald hatte Ernsti seine Musikalität entdeckt und begeisterte jetzt alle mit seinem Akkordeon. Alle außer Manni! Nachdem er 3 Jahre den Ton angegeben hatte, war er nicht bereit, sich von einem schwäbelnden Speckfresser verdrängen zu lassen. Am liebsten hätte er diesen Angeber mitsamt seinerZiehharmonika in den Schwarzwald zurückgejagt. Dass Ernsti sportlich war und täglich mehrere Kilometer lief, machte es Manni nicht leichter. Zusätzlich fing er an zu boxen, hatte Chancen bei den Mädchen und wusste sie zu nutzen. Letzteres ließ Manni kalt, noch interessierte er sich nicht brennend für Mädchen. Mit einer meiner Schulfreundinnen hatte er sein erstes Date. Er stand auch pünktlich vorm Kino, konnte aber den Verlockungen der Comic Hefte am Kiosk nicht widerstehen und ließ sie mit den Worten: "Ach nee, ich kauf mir lieber ein Tom Mix" verdutzt zurück. . Da der bewunderte Heimkehrer nicht schwimmen konnte, hatte Manni wenigstens im Schwimmbad Oberwasser "Während ich meine Köpper vom Dreier mache, kannst du im Planschbecken 'Hänschen klein' auf deiner Quetschkommode dudeln," höhnte er gehässig. Letztendlich verflüchtete sich seine Eifersucht und machte Platz für Ehrgeiz und Fleiß. In kürzester Zeit beherrschte auch er das Akkordeon und während wir ihn bestaunten, überraschte er uns mit einer Gitarre, für die er heimlich gespart hatte.
Ob seine Rückkehr das musikalische Talent des kleinen Bruders geweckt hatte, interessierte Ernsti wenig. Er beschäftigte sich verstärkt mit dem eigenen Talent, kaufte ein Schlagzeug und bei unswurde es laut. Mein Vater hätte protestiert, er zählte aber nicht mehr zur Familie und trank jetzt anderswo. Nicht ganz freiwillig, es gab eine Auseinandersetzung! Er fand leicht (zu leicht) einen Grund, seinen Gürtel abzunehmen, um Manni damit zu verprügeln. Ernsti sah sich das einmal an und als es sich wiederholte, zeigte er dem Alten wo der Hammer hängt. So sehr ich Streit haßte, diesmal frohlockte ich innerlich! Ich hatte oft genug mitgeweint, wenn Manni geschlagen wurde und gönnte meinem Vater die Tracht Prügel von ganzen Herzen. Der Störenfried war also weg und meine Mutter wäre nie auf die Idee gekommen, das Schlagzeug laut zufinden. Meine Mutter lag Ernsti zu Füßen. Wir Mädchen zogen es vor, wenn Manni seine Gitarre nahm und Songs von Buddy Holly oder Marty Robbins sang. Mit weicher Stimme und echt klingendem Englisch, von dem er selbst kein Wort verstand. Ernstis Schlagzeug Solo blieb gewöhnungsbedürftig, bis er eine Band gründete und Musiker mit Gitarren und vollendeten Stimmen bei uns einfielen. Sie übten für Auftritte und bereits ab 17 stand Ernsti regelmäßig auf der Bühne. Eigentlich saß er - stolz himter seinem Schlagzeug und ließ sich für seine raffinierten Soli feiern. ..... Währenddessen hatte Manni sich ein Banjo gekauft, um eine Skiffle Group zu gründen. Schnell beherrschte er sein Banjo und da Waschbretter weder komplizierte noch unerschwingliche Instrumente waren, ging es flott voran. Wir trauerten der Gitarre etwas hinterher, mussten aber einsehen, dass Manni eine heiße, innige Liebe zu Lonnie Donegan übermannt hatte, gegen die er machtlos war. "Does your chewing gum lose its flavor on the bedpost overnight?" hatten wir oft genug gehört und nun sang er endlich vor echtem Publikum. Da in der Skiffle Group keiner volljährig war, traten sie hauptsächlich am frühen Abend auf. Aber auch da ging es richtig ab. So viele Skiffle Fans hätte ich nie erwartet und dass der zurückhaltende Manni nicht zu scheu für die Bühne war, überraschte mich fast noch mehr. Nach 2 - 3 Jahren legte sich die Skiffle Begeisterung und er kehrte zur Gitarre zurück. ****** Mit 18 hatte Ernsti einen privaten Höhenflug, von dem er unsanft zu Boden gerissen wurde. Er verliebte sich, das Mädchen wurde schwanger und es wurde geheiratet. Ein Jahr später war er wieder zuhause und sie bei ihrer Mutter. Offiziell getrennt, kreuzte Ilse immer wieder auf, eine echte Versöhnung kam aber nicht zustande. Vermutlich hielt sie ihre Besuche geheim, weil ihre Mutter den Kontakt mit dem Schwiegerschwein verboten hatte. Diese Frau ließ kein gutes Haar an ihm, während meine Mutter die hochnäsige Schwiegertochter und deren gesamte, beknackte Sippe verachtete. Eigentlich waren beide zu jung, doch jede der Mütter war überzeugt, ihr teures Kind hätte sich weit unter Niveau verschleudert. Warum Ernsti dann so weit ging, sich die Pulsadern aufzuschneiden, habe ich nie begriffen. Wie ich aufgeschnappt hatte, sollten finanzielle Probleme und Liebeskummer im Spiel gewesen sein. Dass er deshalb bereit war, sein Leben wegzuwerfen, war für mich undenkbar - bis es passierte. Die Hochzeit und der eigene Haushalt hatten ihn in Schulden gestürzt. Schulden lassen sich zurück zahlen und aus Liebeskummer? Noch unverständlicher! Es gab Hunderte von Mädchen, denen Gott mehr Liebreiz als seiner Ilse mitgegeben hatte. Es klingt subjektiv, es ist subjektiv und dennoch geschmeichelt - in Wirklichkeit gab er ihr nullkommanull! Schönheit, Chic und Charme besaß ihre Schwester, mit der Ernsti zuerst liiert war! Warum er sich dann zu der nichtssagenden, schnippischen Schwester hingezogen fühlte, verstand kein Mensch. Dass sie längere Beine hatte, sich nicht schminkte und vermutlich unberührt war, fiel als Gegenargument durch. Auch davon gab es Unzählige! ------ Ich weiß nicht was mich bewegt hatte in Ernstis Zimmer zu schauen. Ich weiß nur, dass ich mit Entsetzen auf das viele Blut starrte, um dann, wie von Furien gehetzt, zu Mewes ins Nachbarhaus zu rennen. Bei Mewes war immer jemand da und es gab ein Telefon um die Ambulanz zu rufen. Hanne, die patente Tochter kam gleich mit und versuchte alles, um das Blut zu stoppen. Instinktiv tat siedas richtige, glücklicherweise kam auch die Ambulanz gleich angerast und Ernsti wurde gerettet. Hanne, die ich nie besonders mochte, wurde zu meiner Heldin, ohne deren beherztes Eingreifen wir ihn möglicherweise schon damals verloren hätten. ........ Ernsti fing sich schnell wieder! Er kam mit Jazz Musikern in Kontakt und schon bald gründeten sie "the barrelhouse six plus one" Die sechs Musikstudenten waren virtuose Musiker und schätzten Ernsti als Schlagzeuger. Alle sieben besaßen die richtige Mischung aus Enthusiasmus und Coolness und der Erfolg kam schneller als erwartet. Nachdem sie einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hatten, plante Ernsti einen Jazzbandball im größtmöglichen Festsaal der Umgebung. Aus dem Plan wurde Realität und ein Riesenerfolg der "the barrelhouse" noch bekannter machte. Ich war damals 15 und durfte mit meinen neuen, fliederfarbenen Kleid an der Kasse sitzen. Es war unglaublich aufregendich - ich hatte alle Karten verkauft und war selig. Ich erlebte nicht nur ein Jazz Konzert - ich erlebte ein sensationelles Fest mit einer Bombenstimmung und Hunderten von glücklichen Gesichtern. ........ "Mein Bruder ist Boxer" sagte ich spaßhaft warnend, wenn ein Junge mir zu nahe kommen wollte. Ernsti war nicht ganz unbekannt und die ihn besser kannten, hielten sich freiwillig von mir fern. Mir war das recht, für eine Liebelei war ich noch zu jung und es war ja nicht so, dass er mich rund um die Uhr bewachte. Ernstis Boxkarriere war nicht von Dauer. Er wurde noch schnell niedersächsischer Vizemeister, danach hängte er das Boxen an den Nagel. Seine Technik und seine Kraft hingen noch nicht am Nagel und die ihn besser kannten, behielten ihren Respekt. Mit Recht! Als Boxer meidete er den Alkohol, nun trank er und wurde in Kneipenschlägereien verwickelt. Weil er provoziert wurde! Sollte er sich etwa in die
Ecke verkriechen, wenn großmäulige Rabauken ihn mit Sätzen wie: "Zeig mir was du kannst, du großer Boxer," anpöbelten? Sowas passiert halt, trotzdem war klar, dass es ihm gefiel, seine Fäuste fliegen zu lassen. Ich fand es unreif und auch traurig, dass mein bewunderter Bruder sich plötzlich als gefährlicher Rowdy gefiel. Wurde er zu früh zum Erwachsenen gedrillt und gab jetzt den verspäteten Halbstarken oder spülte der Alkohol eine stets vorhandene, dunkle Seite nach oben? Ich hatte keine Ahnung, ich konnte nur hoffen, dass er diese destruktive Phase bald hinter sich lassen würde. Abgesehen davon, ging seine Musikkarriere weiter voran. Auch wenn nebenher einige andere Projekte liefen, konnte Ernsti immer von seiner Musik leben. Mittlerweile war er auch ein guter Trompeter und das wichtigste, er konnte sich verkaufen. Er war ein Macher, der sich nie scheute, fremde Türen zu öffnen, um andere von sich zu überzeugen. ****** Mit seiner zweiten Frau Marlene war Ernsti lange verheiratet. Auch während dieser Ehe gab er, trotz drei gemeinsamer Kinder, die Musik nicht auf. Nach den Jazz Zeiten hatte er es geschafft, sich einen Namen in der Unterhaltungsmusik zu machen. Ganz so spielerisch wie es immer schien, war das alles nicht! Er überließ nichts dem Zufall und engagierte ausschließlich professionelle Musiker mit Charisma und einem Gespür fürs Publikums. Gut zu sein, reichte nicht, mitreißen war die Devise! Ab und an griff Ernsti zur Trompete oder sang Songs von Louis Armstrong. Er war kein Sänger, konnte Armstrong aber gut imitieren und liebte den Extra Applaus. Auf diese Weise spielte er jahrelang in der Florida Bar, die meine beiden Schwestern, Kiki und Aia, regelmäßig besuchten. j--jjjjj als fürs"Blubber" in das ich mit meiner jüngsten Schwester Malla eintauchte. Zu der Zeit lebte ich in London, sah Konzerte von Jimi Hendrix, Grateful Dead oder Deep Purple und plötzlich gab es in der Heimat diesen coolen Avant Garde Tempel! Der Tempel stand klein und bescheiden im alten Dorf, was Journalisten vom Rolling Stones Magazin aus Berlin nicht abhielt, anzureisen, um den Besitzer Norbert Windhorst zu interviewen. Auch andere kamen von weit her, um das Blubber kennenzulernen. Über das warum habe ich nie nachgedacht - Norbert war jedenfalls cool, hatte ein ausgeklügeltes Konzept und besaß viele musikalische Schätze, mit denen er andere zum Staunen bringen konnte. . ----- man kreischenden E- Gitarren und hier brannte die Luft! Kein Wunder, dass wir drei meistens auf der Tanzfläche herum sprangen. Ich tanzte pausenlos und nutzte lediglich die Standardtänze zur Erholung. Aia und Kiki drehten dann noch mal richtig auf und gaben mir Gelegenheit, ihre Hingabe und Geschmeidigkeit bei Polka, Fox oder Tango zu bewundern. Und zur Einsicht zu kommen, dass Tanzschulen doch nicht so doof sind! -´´´´ Bühne runter und Marlene machte hinter der Bar bella figura. Immer charmant und offenherzig, hatte sie für jeden ihrer Fans ein verheißungsvolles Lächeln. Sie war so sexy als hätte sie's erfunden, dazu lebenstüchtig und tolerant. Sie genoss ihre harmlosen Flirts an der Bar und war fair genug, Ernsti nicht an der kurzen Leine zu halten. Bis sie von einer Nebenbuhlerin aufgesucht wurde, die Ernsti für sich beanspruchte. Diese Frau war in ihn verknallt und felsenfest überzeugt, nach Marlenes Verzicht, die größte Liebe seines Lebens zu werden. "Geben Sie ihn frei, Sie sind doch längst nicht mehr glücklich miteinander," beschwor sie Marlene. "Was bringt es denn, nebeneinander herzuleben? Er ist mein Seelenverwandter, um den ich bereit bin, zu kämpfen. Bitte, gönnen Sie ihm ein neues Glück und klammern Sie nicht länger!" Diese Dreistigkeit war selbst einer Marlene zuviel und Ernsti bekam ernsthaft Ärger. Er beteuerte, nicht glücklicher sein zu können, nur hin und wieder seine Chancen testen zu müssen. "Und wie leicht sich Chancen vom Jubel übers eigene Eheglück vertreiben lassen, ist dir ja nicht fremd," verteidigte er sich. "Und fischt nicht jeder mal gern nach Komplimenten? Was tust du denn anderes, wenn du dir von deinen Verehrern an der Bar dein Sex-Appeal bestätigten lässt?" Das leuchtete Marlene ein und der Haussegen war gerettet. .........Mit einer Hure hatte mein Bruder auch mal zu tun. Angeblich wollte er sie retten... Schuld war wieder mal die schwere Kindheit ....Na klar! Obwohl oder weil seine Rettungsversuche nicht fruchteten, verbot er ihr den Umgang mit Ihresgleichen. Sie büchste aus, er versuchte es mit Liebe, mit Geduld, mit Druck, mit Hochdruck - nur Tränen sollen nicht geflossen sein. Ernsti konnte machen was er wollte, sie büchste immer wieder aus. Das alles zog sich über Jahre hin, der Blödmann wollte einfach nicht begreifen, dass das Mädel ihren Job liebte. Und irgendwann muss ihr seine Begriffsstutzigkeit derart auf den Zeiger gegangen sein, dass sie zur Waffe griff und auf ihn schoss. Nicht ganz undenkbar, dass er vorher etwas Druck ausgeübt hatte. Das alles weiß ich vom Hörensagen, zu der Zeit war ich vorwiegend im Ausland und die Beinahe Mörderin ist mir nur einmal flüchtig begegnet. Immerhin konnte sich Ernsti, ohne rechts und links wahrzunehmen, in den Fahrstuhl retten. Sehr zur Enttäuschung eines Hausbewohners, der nicht verstand, warum sein stets freundlicher Nachbar heute grußlos vorbeirannte. Als er ihn dann vor dem Haus zusammenbrechen sah, war er sehr bestürzt, eventuell aber auch etwas beruhigt. Ernsti überlebte die Attacke und die Polizei besuchte ihn zwecks Ermittlungen im Krankenhaus. Die Wahrheit erfuhren sie nicht, er schützte sein Liebchen! Dass er sich selbst versehentlich angeschossen haben soll, hielten sie für ein Märchen, stellten die Ermittlungen aber bald ein. Die ganze Wahrheit erfuhren wir auch nicht, warum auch? Wenn Abgründe sich auftun, muss man nicht zwingend in jeden hineinschauen. ***** Als meine Schwester Kiki eines Morgens die Tür öffnete, bekam sie einen heftigen Schock. Ausgelöst von einem jungen Mann, der: "Verzeihen Sie die Störung, aber ich glaube, Sie sind meine Tante," sagte. "Du musst nichts erklären, komm einfach rein," konnte sie nur erwidern. "Ich habe gerade erfahren, dass Ihr Bruder mein Vater ist," fuhr er fort. "Das sehe ich doch! Die Ähnlichkeit ist fast schon unheimlich," war ihre Antwort. Es stellte sich heraus, dass Thomas der zweite Sohn von Ernsti
und seiner ersten Frau, Ilse war. Ihre
heimlichen Besuche führten anstatt zur Versöhnung zu einer Schwangerschaft und sie gab das Kind kurz nach der Geburt zur Adoption frei. Vermutlich auf Geheiß ihrer Mutter, doch was weiß ich? aaa Immerhin hatte Thomas liebevolle Adoptiveltern! Anfang zwanzig wollte er raus in die Welt, entschied
sich für Australien und war nun
gekommen, um
seine Mutter zu beerdigen. Der Vater war bereits verstorben und Thomas musste nun alles regeln. Beim Sortieren der Dokumente stieß er auf ein Schriftstück, das ihm den Namen seines Erzeugers verriet. Und wonach er, wie er bekannte, schon früher fieberhaft gesucht hatte. Jetzt musste Kiki ihm gestehen, dass auch dieser vor 8 Monaten beerdigt wurde. Er starb an einem Magendurchbruch, oder eher daran, heimlich aus dem Krankenhaus geflüchtet zu sein. Er wurde gerade noch rechtzeitig eingewiesen und hätte, nach der gelungenen OP, problemlos weiter leben können. Ob er sich zu fit fühlte, oder ihn der Gedanke an seine feiernden Zechkumpane unruhig machte? Er floh, um mitzufeiern! Seine Musik ernährte ihn - Sein Leichtsinn zerstörte ihn! ,,,,,,,
Ernsti! Dir standen alle Himmel offen als Boxer warst Du mal bekannt als Musiker unübertroffen, die Mädchen sind Dir nachgerannt. Ein Leben, wild und turbulent wird seinen Preis verlangen, das Neue lockt, die Sehnsucht brennt, so ist die Zeit vergangen. Jetzt hat das Schicksal Dich genommen an deinem Grabe stehen wir, all deine Freunde sind gekommen, in Deinem Namen danken wir. ****/
Selbstverständlich fuhr ich sofort zu meiner Schwester, um den verlorenen, zu spät gekommen Sohn kennenzulernen. Und glaubte nicht was ich da sah! Ich schaute in die Augen meines auferstandenen Bruders. Das Gesicht, die Stimme, das Lachen, die Größe, der Gang - alles war identisch. Keiner der offiziellen Söhne von Ernsti hatte auch nur ansatzweise diese Ähnlichkeit. Sie hatten seine Musikalität übernommen und man sah ähnliche Züge, nur bei Thomas reichte ein Blick aufs Foto, um jeden Eid zu schwören, dass Ernsti einem da entgegen grinste. Selbst bei der Form des Bartes gab es eine 100prozentige Übereinstimmung, und unglaublich - aber wahr, er spielte auch noch Schlagzeug! ..... Ernstis Exfrau Marlene war auch sehr gespannt und kam mit ihrer Tochter Ines. Auch sie staunten Bauklötze! Ines saß eine Weile neben ihrem Stiefbruder und flüsterte ehrfurchtsvoll: "Und er riecht auch noch wie Papa". Es gab keine Berührungsängste, Thomas war fremd, gleichzeitig vertraut und unterhaltsam. Selbst in seinem Verhältnis zu Frauen glich er seinem Vater. Mit 2 Frauen hatte er bereits Kinder und war nun drauf und dran, den heißen Kinderwunsch seiner aktuellen Flamme zu erfüllen. Typisch - solange alles läuft, wird Papa gespielt und nach der Trennung geht's auf zu Neuen Ufern. Der Exfrau wird großzügig die Verantwortung überlassen und die Exkinder dürfen sich über einen sporadischen Besuch freuen. Immerhin nerven diese Sonntagsväter die Gerichte nicht mit Sorgerechtsstreitigkeiten. ..... Thomas blieb länger, also stand die Kinderzeugung nicht ganz oben auf der Agenda. Stattdessen suchte er sich Maler- und Handwerker Jobs, arbeitete erst allein, gründete eine Firma, baute eine Kolonne auf und ruck zuck arbeiteten die anderen und er war der Oberaufseher. Ich weiß nicht, wie das so schnell zu schaffen ist, aber Ernsti hätte es auch gekonnt. Macher machen einfach! Da Macher nicht unbedingt immer die cleversten sind, hat mich das früher oft gewundert. Vielleicht liegt es daran, dass so ein Draufgänger keine Angst vorm Scheitern hat. Wo andere im Erdboden versinken möchten, wird sich kurz abgeschüttelt und das nächste Projekt in Angriff genommen. dddd war gescheitert, also wollte er
wenigstens seine
Mutter kennenlernen und machte sie in Amerika, Sie habe nämlich oft an ihn gedacht und den Schritt längst bereut, zu dem Ernstis Vergewaltigung sie getrieben hatte. Kiki war empört und bedachte Ilse mit einer dreckigen Bemerkung. Ich konnte nur lachen, zufällig befand ich mich mal im selben Raum, als Ilse bei einem Besuch die ehelichen Pflichten einforderte. Auf Ernstis Frage, was sie von ihm wolle, kam ein schnippisches: "Ich komme um meine Pflicht zu holen" Ich glaubte zu wissen, worum es ging, fragte mich nur, wie man so was holen kann? Pflichten werden erfüllt und nicht mitgenommen.ddd ** Abgesehen von allem, gab es keine Vergewaltigung zwischen Eheleuten. Es war im Gesetz verankert, den ehelichen Beischlaf mindestens 2 x wöchentlich zu vollziehen. Und bitte mit freudigem Gesicht! Setzte die Frau eine angewiderte Miene auf, konnte sie, spätestens bei der Trennung, mit richterlichen Sanktionen rechnen. Diese haarsträubende Pflicht war nichts anderes als ein Freibrief, ja, sogar eine Aufforderung zur Vergewaltigung. Ernsti hatte mit Pflichten wenig am Hut und wenn überhaupt, hat Ilse ihn vergewaltigt oder zumindest genötigt. Zum großen Glück
für Thomas, den es ohne Ilses's
ausgeprägtem Pflichtgefühl vielleicht gar nicht gegeben hätte. Und dafür konnte Thomas ihr nun wirklich dankbar sein...... Ahondissa azurückaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahome aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa zurück |