--------------------------------------------------Der Schlagzeuger-----------------------------------------------kkkkkk

Bei uns ging es immer lebhaft zu, doch ein Mittwochmorgen im August war an Chaos nicht zu überbieten. 

Während mein großer Bruder fieberhaft seinen Ausweis suchte, suchte Tante Christa nach Filtertüten und 

meine Mutter einen Sündenbock.

Sie hatte verschlafen, verfluchte übellaunig ihren Wecker, um sich dann im gereizten Tonfall zu erkundigen, 

warum niemand von uns sie geweckt hatte. 

Keine Reaktion, außer dass meine jüngste Schwester in Tränen ausbrach. Morgens war sie oft empfindlich, 

doch diesmal wurde ihr Schluchzen von einem mörderischer Schrei übertönt. Beim Versuch, 

Kaffee zu kochen, hatte Tante Christa sich mit heißem Wasser außer Gefecht gesetzt und ließ nun literweise 

kaltes Wasser über ihren Arm laufen. 
......
Die Kaffee - erprobte Oma übernahm, verbrühte sich nicht und trällerte fröhlich ihr Lied von den

Bergvagabunden. Konnte man drollig finden, solange mein Bruder Manni nicht mitquäkte. Er imitierte ihre 

Stimme mit penetranter Perfektion, was sie nicht störte, uns aber die Wände hoch gehen ließ. Erst nach

Androhung von Schlägen ließ er das Oma Duett sausen.  


"Lass das ewige Umpacken, du verpasst sonst deinen Zug," stöhnte jetzt meine Mutter, während sie meinem

großen Bruder energisch den Koffer aus der Hand nahm. Ernsti, der vor Aufregung kaum geschlafen hatte,

stürmte gekränkt davon. Das war unsere Chance, heimlich einen Brief und ein paar Geschenke in seinen

Koffer zu schmuggeln. Es war sein 12. Geburtstag, der Tag seiner Abreise in den Schwarzwald und nicht 

der Moment, ihn zu überfordern. War er erst in der Fremde, würde er unsere bescheidenen Gaben besser

schätzen.     
.... 
Keiner verpasste den Zug - alle standen pünktlich am Bahnsteig!

Zu pünktlich, da Ernsti mit müßigen Ermahnungen und lästigen Abschiedsküssen genervt wurde, bevor

er seinem Abenteuer entgegen rollen konnte. Wir Geschwister wussten, er wurde auf einem Bauernhof 

mit Pferdezucht erwartet und freuten uns für ihn. Solange, bis durchsickerte, dass er 6 Monate bleiben

sollte. Das war bitter! Wir würden ihn vermissen und bezweifelten, dass Ernstis Begeisterung für Pferde 

kein Platz für Heimweh lassen würde.  

Dass unsere Eltern das eingefädelt hatten, fanden wir beunruhigend und sehr verdächtig,

jj....hhh.jj.

Als meine Mutter die erste Postkarte vorlas, atmeten wir erleichtert auf. Ernsti schwärmte von den Tieren,

freute sich übers eigene Zimmer und äußerte sich begeistert über seine Gasteltern.  

Eine Woche später erfuhren wir, dass er schwer arbeiten und madigen Speck essen musste. Die erste 

Karte wurde unter Aufsicht geschrieben, in Wahrheit war er todunglücklich und wollte sofort abgeholt 

werden. Wir Kinder waren entsetzt - Speck und dann noch madig! Dass ein 12jähriger hart rangenommen 

wurde, verschlug keinem die Sprache. Wir wurden alle nicht verhätschelt, trotzdem hofften wir, unsere 

Eltern würden mit dem Taxi in den Schwarzwald düsen, den Gasteltern empört "Nicht mit unserem Kind"

zurufen und Ernsti triumphierend nachhause bringen.

So hatten sie mich mal (zu meinem Entsetzen), in Begleitung einer befreundeten Taxifahrerin, auf eigene

Verantwortung, aus dem Krankenhaus befreit, aber das ist eine andere Story. Diesmal sollten sie - doch 

wollten - aller Maden zum Trotz - nicht eingreifen. Er wird sich schon gewöhnen, sagten sie ungerührt 

und scherten sich so wenig um unser Mitgefühl wie um den fernen Sohn. Der sich tatsächlich gewöhnte, 

freiwillig sechs Monate länger blieb und immer wieder verlängerte, bis wir ihn drei Jahre nicht mehr 

gesehen hatten.
----

Just da fiel den Eltern ein, dass es irgendwo noch einen Sohn gab. "Soll er etwa ewig im Schwarzwald 

bleiben? "Jetzt haben diese Leute ihn uns lange genug entfremdet," hieß es. So endgültig sollte sich Ernsti  

dann doch nicht gewöhnen!  Dass er begeistert die Koffer packte, bezweifle ich, seine Erzeuger saßen 

einfach am längeren Hebel. Zwei Jahre später hätte er ihnen wahrscheinlich etwas gehustet.

ddddd

Zufällig war ich es, die ihm die Tür öffnete und diesen schwäbelnden, jungen Herrn für einen Vertreter

hielt. "Kennsch mi nemme" fragte er. Wie sollte ich ihn kennen oder erkennem? Gegangen war ein 

zwölfjähriges Kind und vor mir stand ein erwachsener Mensch. Es war nicht mehr derselbe, der kleine

Ernsti war verschwunden und ein großer wurde uns geschickt. Wie ein Geschenk. Mir wurde ein Bruder 

geschenkt, der mir gefiel und über den ich sofort eifersüchtig wachte. In den ersten Tagen, als er noch 

ganz neu war, betrachtete ich es schon als Verrat, wenn er mit der Nachbarstochter zu lange Ball spielte. 

Ist doch mein Bruder!! 

*****

Im Schwarzwald hatte Ernsti seine Musikalität entdeckt und begeisterte jetzt alle mit seinem Akkordeon.

Alle außer Manni! Nachdem er 3 Jahre den Ton angegeben hatte, war er nicht bereit, sich von einem 

schwäbelnden Speckfresser verdrängen zu lassen. Am liebsten hätte er diesen Angeber mitsamt seiner

Ziehharmonika in den Schwarzwald zurückgejagt.

Dass Ernsti sportlich war und täglich mehrere Kilometer lief, machte es Manni nicht leichter. Zusätzlich 

fing er an zu boxen, hatte Chancen bei den Mädchen und wusste sie zu nutzen. Letzteres ließ Manni kalt, 

noch interessierte er sich nicht brennend für Mädchen. 

Mit einer meiner Schulfreundinnen hatte er sein erstes Date. Er stand auch pünktlich vorm Kino, konnte aber 

den Verlockungen der Comic Hefte am Kiosk nicht widerstehen und ließ sie mit den Worten: "Ach nee, ich 

kauf mir lieber ein Tom Mix" verdutzt zurück.

.

Da der bewunderte Heimkehrer nicht schwimmen konnte, hatte Manni wenigstens im Schwimmbad 

Oberwasser "Während ich meine Köpper vom Dreier mache, kannst du im Planschbecken ' Hänschen klein' 

auf deiner Quetschkommode dudeln," höhnte er gehässig. Letztendlich verflüchtete sich seine Eifersucht 

und machte Platz für Ehrgeiz und Fleiß. In kürzester Zeit beherrschte auch er das Akkordeon und noch 

während wir ihn bestaunten, überraschte er uns mit einer Gitarre, für die er heimlich gespart hatte. 

Ob seine Rückkehr das musikalische Talent des kleinen Bruders geweckt hatte, interessierte Ernsti wenig.

Er beschäftigte sich verstärkt mit dem eigenen Talent, kaufte ein Schlagzeug und bei uns wurde es laut.

Mein Vater hätte protestiert, er zählte aber nicht mehr zur Familie und trank jetzt anderswo. 

Nicht ganz freiwillig, es gab eine Auseinandersetzung! Er fand leicht (zu leicht) einen Grund, seinen Gürtel 

abzunehmen, um Manni damit zu verprügeln. Ernsti sah sich das einmal an und als es sich wiederholte,

zeigte er dem Alten wo der Hammer hängt. 

So sehr ich Streit haßte, diesmal frohlockte ich innerlich! Ich hatte oft genug mitgeweint, wenn Manni 

geschlagen wurde und gönnte meinem Vater die Tracht Prügel von ganzem Herzen. 

Der Störenfried war also weg und meine Mutter wäre nie auf die Idee gekommen, das Schlagzeug laut zu

finden. Meine Mutter lag Ernsti zu Füßen.

Wir Mädchen zogen es vor, wenn Manni seine Gitarre nahm und Songs von Buddy Holly oder Marty 

Robbins sang. Mit weicher Stimme und echt klingendem Englisch, von dem er selbst kein Wort verstand. 

Ernstis Schlagzeug Solo blieb gewöhnungsbedürftig, bis er eine Band gründete und Musiker mit Gitarren 

und vollendeten Stimmen bei uns einfielen. Sie übten für Auftritte und bereits ab 17 stand Ernsti regelmäßig 

auf der Bühne. 

Eigentlich saß er - stolz himter seinem Schlagzeug und ließ sich für seine raffinierten Soli feiern. 

.....

Währenddessen hatte Manni sich ein Banjo gekauft, um eine Skiffle Group zu gründen. 

Schnell beherrschte er sein Banjo und da Waschbretter weder komplizierte noch unerschwingliche  

Instrumente waren, ging es flott voran. Wir trauerten der Gitarre etwas hinterher, mussten aber einsehen, 

dass Manni eine heiße, innige Liebe zu Lonnie Donegan übermannt hatte, gegen die er machtlos war. 

"Does your chewing gum lose its flavor on the bedpost overnight?" hatten wir oft genug gehört und nun 

sang er endlich vor echtem Publikum.    

Da in der Skiffle Group keiner volljährig war, traten sie hauptsächlich am frühen Abend auf. Aber auch da 

ging es richtig ab. So viele Skiffle Fans hätte ich nie erwartet und dass der zurückhaltende Manni nicht zu

scheu für die Bühne war, überraschte mich fast noch mehr.   

Nach 2 - 3 Jahren legte sich die Skiffle Begeisterung und er kehrte zur Gitarre zurück.

******

Mit 18 hatte Ernsti einen privaten Höhenflug, von dem er unsanft zu Boden gerissen wurde. Er verliebte sich,

das Mädchen wurde schwanger und es wurde geheiratet. Mit 20 war er wieder zuhause und sie bei ihrer

Mutter. Offiziell getrennt, kreuzte Ilse immer wieder auf, eine echte Versöhnung kam aber nicht zustande.

Vermutlich hielt sie ihre Besuche geheim, weil ihre Mutter den Kontakt mit dem Schwiegerschwein verboten 

hatte. Diese Frau ließ kein gutes Haar an ihm, während meine Mutter die hochnäsige Schwiegertochter und 

deren gesamte, beknackte Sippe verachtete. Eigentlich waren beide zu jung, doch jede der Mütter war 

überzeugt, ihr teures Kind hätte sich weit unter Niveau verschleudert. 

Warum Ernsti dann so weit ging, sich die Pulsadern aufzuschneiden, habe ich nie begriffen. Wie ich 

aufgeschnappt hatte, sollten finanzielle Probleme und Liebeskummer im Spiel gewesen sein. Dass er 

deshalb bereit war, sein Leben wegzuwerfen, war für mich undenkbar - bis es passierte. 

Die Hochzeit und der eigene Haushalt hatten ihn in Schulden gestürzt. Schulden lassen sich zurückzahlen 

und aus Liebeskummer? Noch unverständlicher!

Es gab Hunderte von Mädchen, denen Gott mehr Liebreiz als seiner Ilse mitgegeben hatte. Es klingt subjektiv,

es ist subjektiv und dennoch geschmeichelt - in Wirklichkeit gab er ihr nullkommanull! 

Schönheit, Chic und Charme besaß ihre Schwester, mit der Ernsti zuerst liiert war! Warum er sich dann zur

nichtssagenden, schnippischen Schwester hingezogen fühlte, verstand kein Mensch. Dass sie längere Beine

hatte, sich nicht schminkte und vermutlich unberührt war, fiel als Gegenargument durch. Auch davon gab es

Unzählige! Mir gefiel die ganze 'von Schwester zu Schwester" Wechselei' sowieso nicht.  

------

Ich weiß nicht was mich bewegt hatte in Ernstis Zimmer zu schauen. Ich weiß nur, dass ich mit Entsetzen 

auf das viele Blut starrte, um dann, wie von Furien gehetzt, zu Mewes ins Nachbarhaus zu rennen.

Bei Mewes war immer jemand da und es gab ein Telefon um die Ambulanz zu rufen. 

Hanne, die patente Tochter kam gleich mit und versuchte alles, um das Blut zu stoppen. Instinktiv tat sie

das richtige, glücklicherweise kam auch die Amubulanz gleich angerast und Ernsti wurde gerettet. 

Hanne, die ich nie besonders mochte, wurde zu meiner Heldin, ohne deren beherztes Eingreifen wir

ihn möglicherweise schon damals verloren hätten.     

........

Ernsti fing sich schnell wieder! Er kam mit Jazz Musikern in Kontakt und schon bald gründeten sie 

"the barrelhouse six plus one" Die sechs Musikstudenten waren virtuose Musiker und schätzten Ernsti als

Schlagzeuger. Alle sieben besaßen die richtige Mischung aus Enthusiasmus und Coolness und der Erfolg

kam schneller als erwartet. 

Nachdem sie einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hatten, plante Ernsti einen Jazzbandball im 

größtmöglichen Festsaal der Umgebung. Aus dem Plan wurde Realität und ein Riesenerfolg, der 

"the barrelhouse" noch bekannter machte. 

Ich war damals 15 und durfte mit meinen neuen, fliederfarbenen Kleid an der Kasse sitzen. Es war 

unglaublich aufregendich - ich hatte alle Karten verkauft und war selig. Ich erlebte nicht nur ein Jazz 

Konzert - ich erlebte ein sensationelles Fest mit einer Bombenstimmung und mit Hunderten von 

glücklichen Gesichtern.   

........

"Mein Bruder ist Boxer" sagte ich spaßhaft warnend, wenn ein Junge mir zu nahe kommen wollte. Ernsti

war nicht ganz unbekannt und die ihn besser kannten, hielten sich freiwillig von mir fern. 

Mir war das recht, für eine Liebelei war ich noch zu jung und es war ja nicht so, dass er mich rund um die

Uhr bewachte. 

Ernstis Boxkarriere war nicht von Dauer. Er wurde noch schnell niedersächsischer Vizemeister, danach

hängte er das Boxen an den Nagel. Seine Technik und seine Kraft hingen noch nicht am Nagel und die 

ihn besser kannten, behielten ihren Respekt. Mit Recht! Als Boxer meidete er den Alkohol, nun trank er 

und wurde in Kneipenschlägereien verwickelt. Weil er provoziert wurde! 

Sollte er sich etwa in die Ecke verkriechen, wenn großmäulige Rabauken ihn mit Sätzen wie: 

"Zeig mir was du kannst, du großer Boxer," anpöbelten?  Sowas passiert halt, trotzdem war klar, dass 

es ihm gefiel, seine Fäuste fliegen zu lassen. Ich fand es unreif und auch traurig, dass mein bewunderter 

Bruder sich plötzlich als gefährlicher Rowdy gefiel. Wurde er zu früh zum Erwachsenen gedrillt und gab

jetzt den verspäteten Halbstarken oder spülte der Alkohol eine stets vorhandene, dunkle Seite nach oben?

Ich hatte keine Ahnung, ich konnte nur hoffen, dass er diese destruktive Phase bald hinter sich lassen würde.

Abgesehen davon, ging seine Musikkarriere weiter voran. Auch wenn nebenher einige andere Projekte 

liefen, konnte Ernsti immer von seiner Musik leben. Mittlerweile war er auch ein guter Trompeter und das 

wichtigste, er konnte sich verkaufen. 

Er war ein Macher, der sich nie scheute, fremde Türen zu öffnen, um andere von sich zu überzeugen.

******

Mit seiner zweiten Frau Marlene war Ernsti lange verheiratet. 

Auch während dieser Ehe gab er, trotz drei gemeinsamer Kinder, die Musik nicht auf. Nach den Jazz 

Zeiten hatte er es geschafft, sich einen Namen in der Unterhaltungsmusik zu machen. Ganz so spielerisch  

wie es immer schien, war es natürlich nicht! Er überließ nichts dem Zufall und engagierte ausschließlich 

professionelle Musiker mit Charisma und einem Gespür fürs Publikums. Gut zu sein, war nicht genug, 

mitreißen war die Devise! 

Ab und an griff Ernsti zur Trompete oder sang Songs von Louis Armstrong. Er war kein Sänger,

konnte Armstrong aber gut imitieren und liebte den Extra Applaus. Auf diese Weise spielte er jahrelang 

in der Florida Bar, die meine beiden Schwestern, Kiki und Aia, regelmäßig besuchten.

j--jjjjj
Die Florida Bar war eine Riesendisco mit Hollywood Schaukeln, für die man sich feiner machte, als fürs

"Blubber" in das ich mit meiner jüngsten Schwester Malla eintauchte. Zu der Zeit lebte ich in London, 

sah Konzerte von Jimi Hendrix, Grateful Dead oder Deep Purple und plötzlich gab es in der Heimat

diesen coolen Avant Garde Tempel! Der Tempel stand klein und bescheiden im alten Dorf, was 

Journalisten vom Rolling Stone Magazin aus Berlin nicht abhielt, anzureisen, um den Besitzer Norbert 

Windhorst zu interviewen. Auch andere kamen von weit her, um das Blubber kennenzulernen. 

Über das warum habe ich nie nachgedacht - Norbert war jedenfalls cool, hatte ein ausgeklügeltes 

Konzept und besaß viele musikalische Schätze, mit denen er andere offenbar zum Staunen brachte.    

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Wenn schon in der Heimat, begleitete ich auch Kiki und Aia an Wochenenden in die Florida Bar. 

Erst halbherzig, um dann jedes Mal einen Heidenspaß zu haben. Im halbdunklen Blubber lauschte 

man kreischenden E- Gitarren und hier brannte die Luft! Kein Wunder, dass wir drei meistens auf 

der Tanzfläche herum sprangen. Ich tanzte pausenlos und nutzte lediglich die Standardtänze zur 

Erholung. Aia und Kiki schienen dann noch mal richtig in Schwung zu kommen und gaben mir die 

Gelegenheit, ihre Hingabe und Geschmeidigkeit  bei Polka, Fox oder Tango zu bewundern. 

Und zur Einsicht zu kommen, dass Tanzschulen doch nicht so doof sind!

-´´´´
Wir waren nicht nur Gäste, wir waren eine Familie, die ihre Familie besuchte. Ernsti grinste von der

Bühne runter und Marlene machte hinter der Bar bella figura. Immer charmant und offenherzig, hatte

sie für jeden ihrer Fans ein verheißungsvolles Lächeln. Sie war so sexy als hätte sie's erfunden, dazu 

lebenstüchtig und tolerant. Sie genoss ihre harmlosen Flirts an der Bar und war fair genug, Ernsti 

nicht an der kurzen Leine zu halten.
.......

Irgendwann wurde Marlene von einer Nebenbuhlerin aufgesucht, die Ernsti für sich beanspruchte.

Diese Frau war in ihn verknallt und felsenfest überzeugt, nach Marlenes Verzicht, die größte Liebe 

seines Lebens zu werden.  

"Geben Sie ihn frei, Sie sind doch längst nicht mehr glücklich miteinander," beschwor sie Marlene.  

"Was bringt es denn, nebeneinander herzuleben? Er ist mein Seelenverwandter, um den ich bereit bin, 

zu kämpfen. Bitte, gönnen Sie ihm ein neues Glück und klammern Sie nicht länger!"
 

Diese Dreistigkeit war selbst einer Marlene zuviel und Ernsti bekam ernsthaft Ärger. 

Er beteuerte, nicht glücklicher sein zu können, nur hin und wieder seine Chancen testen zu müssen. 

"Und wie leicht sich Chancen vom Jubel übers eigene Eheglück vertreiben lassen, ist dir ja nicht fremd,"

verteidigte er sich. "Und fischt nicht jeder mal gern nach fremden Komplimenten? Was tust du denn 

anderes, wenn du dir an der Bar von den Blicken deiner Verehrer dein Sex-Appeal bestätigten lässt?"  

Das leuchtete Marlene ein und der Haussegen war gerettet.

.........

Mit einer Dirne hatte mein Bruder auch mal zu tun. Angeblich wollte er sie retten.

Schuld war wieder mal die schwere Kindheit ....Na klar! Obwohl oder weil seine Rettungsversuche nicht

fruchteten, verbot er ihr den Umgang mit Ihresgleichen. Sie büchste aus, er versuchte es mit Liebe, mit

Geduld, mit Druck, mit Hochdruck - nur Tränen sollen nicht geflossen sein. Ernsti konnte machen was er

wollte, sie büchste immer wieder aus. Das alles zog sich über Jahre hin, der Blödmann wollte offenbar nicht

begreifen, dass das Mädel ihren Job liebte. Und irgendwann muss ihr seine Begriffsstutzigkeit derart auf

den Zeiger gegangen sein, dass sie zur Waffe griff und auf ihn schoss. Nicht ganz undenkbar, dass er vorher

etwas Druck ausgeübt hatte. 

Das alles weiß ich vom Hörensagen, zu der Zeit war ich vorwiegend im Ausland und die Beinahe Mörderin 

ist mir nur einmal flüchtig begegnet. 

Immerhin konnte sich Ernsti, ohne rechts und links wahrzunehmen, in den Fahrstuhl retten. 

Sehr zur Enttäuschung eines Hausbewohners, der nicht verstand, warum sein stets freundlicher Nachbar 

heute grußlos vorbeirannte. Als er ihn dann vor dem Haus zusammenbrechen sah, war er sehr bestürzt,

eventuell aber auch etwas beruhigt. 

Ernsti überlebte die Attacke und die Polizei besuchte ihn zwecks Ermittlungen im Krankenhaus. Die

Wahrheit erfuhren sie nicht, er schützte sein Liebchen! Dass er sich selbst versehentlich angeschossen

haben soll, hielten sie für ein Märchen, stellten die Ermittlungen aber trotzdem bald ein. 

Die ganze Wahrheit erfuhren wir auch nicht, warum auch?

Wenn Abgründe sich auftun, muss man nicht zwingend in jeden hineinschauen.

*****

Als meine Schwester Kiki eines Morgens die Tür öffnete, bekam sie einen heftigen Schock. Ausgelöst von

einem jungen Mann, der: "Verzeihen Sie die Störung, aber ich glaube, Sie sind meine Tante," sagte. 

"Du musst nichts erklären, komm rein," konnte sie nur erwidern.

"Ich habe gerade erfahren, dass Ihr Bruder mein Vater ist," fuhr er fort. "Das sehe ich! Die Ähnlichkeit ist fast

schon unheimlich," war ihre Antwort. Es stellte sich heraus, dass Thomas der zweite Sohn von Ernsti und 

seiner ersten Frau, Ilse war. Ihre heimlichen Besuche führten statt zur Versöhnung zu einer Schwangerschaft 

und sie gab das Kind kurz nach der Geburt zur Adoption frei. Vermutlich auf Geheiß ihrer Mutter, doch was 

weiß ich? Ich erinnere mich nicht mal, jemals von der Existenz eines zweiten Kindes gehört zu habern.           

gggggg.

Immerhin hatte Thomas liebevolle Adoptiveltern! Anfang zwanzig wollte er raus in die Welt, entschied sich 

für Australien und war nun gekommen, um seine Mutter zu beerdigen. Der Vater war bereits verstorben und

Thomas musste nun alles regeln. Beim Sortieren der Dokumente stieß er auf ein Schriftstück, das ihm den

Namen seines Erzeugers verriet. Und wonach er, wie er bekannte, schon früher fieberhaft gesucht hatte.

Jetzt musste Kiki ihm gestehen, dass auch dieser vor 8 Monaten beerdigt wurde. Er starb an einem

Magendurchbruch, oder eher daran, heimlich aus dem Krankenhaus geflüchtet zu sein. Er wurde gerade 

noch rechtzeitig eingewiesen und hätte, nach der gelungenen OP, problemlos weiter leben können. 

Ob er sich zu fit fühlte, oder ihn der Gedanke an seine feiernden Zechkumpane unruhig machte?

Er floh, um mitzufeiern!  

Seine Musik ernährte ihn - Sein Leichtsinn zerstörte ihn!

 ,,,,,,,aaa

Selbstverständlich fuhr ich sofort zu meiner Schwester, um den verlorenen, zu spät gekommen Sohn

kennenzulernen. Und glaubte nicht was ich da sah! Ich schaute in die Augen meines auferstandenen Bruders.

Das Gesicht, die Stimme, das Lachen, die Größe, der Gang - alles war identisch. Keiner der offiziellen

Söhne von Ernsti hatte auch nur ansatzweise diese Ähnlichkeit. Sie hatten seine Musikalität übernommen

und man sah ähnliche Züge, nur bei Thomas reichte ein Blick aufs  Foto, um jeden Eid zu schwören,

dass Ernsti einem da entgegen grinste. Selbst bei der Form des Bartes gab es eine 100prozentige

Übereinstimmung - und - unglaublich - aber wahr - er spielte auch noch Schlagzeug!

.....

Ernstis Exfrau Marlene war auch sehr gespannt und kam mit ihrer Tochter Ines. Auch sie staunten Bauklötze!

Ines saß eine Weile neben ihrem Stiefbruder und flüsterte ehrfurchtsvoll: "Und er riecht auch noch wie Papa".

 Es gab keine Berührungsängste, Thomas war fremd, gleichzeitig vertraut und unterhaltsam. Selbst in seinem

Verhältnis zu Frauen glich er seinem Vater. Mit 2 Frauen hatte er bereits Kinder und war nun drauf und

dran, den heißen Kinderwunsch seiner aktuellen Flamme zu erfüllen. Typisch - solange alles läuft, wird

Papa gespielt und nach der Trennung geht's auf zu Neuen Ufern. Der Exfrau wird großzügig die

Verantwortung überlassen und die Exkinder dürfen sich über einen sporadischen Besuch freuen.

Immerhin nerven diese Sonntagsväter die Gerichte nicht mit Sorgerechtsstreitigkeiten.

.....

Thomas blieb länger, also stand die Kinderzeugung nicht ganz oben auf der Agenda. Stattdessen suchte  

er sich Maler- und Handwerker Jobs, arbeitete erst allein, gründete eine Firma, baute eine Kolonne auf        

und ruck zuck arbeiteten die anderen und er war der Oberaufseher. Ich weiß nicht, wie das so schnell zu 

schaffen ist, aber Ernsti hätte es auch gekonnt. Macher machen einfach!  

Da Macher ja nicht unbedingt immer die cleversten sind, hat mich das früher oft gewundert. 

Wahrscheinlich liegt es einfach daran, dass so ein Draufgänger keine Angst vorm Scheitern hat. Wo

andere in den Erdboden versinken möchten, wird sich kurz abgeschüttelt und das nächste Projekt in

Angriff genommen. 

dddd
So erfolgreich Thomas auch agierte, die eigentliche Mission, seinem Vater gegenüber zu treten, war 

gescheitert, also wollte er wenigstens seine Mutter kennenlernen und machte sie in Amerika, ich denke 

Kalifornien, ausfindig. Er mochte sie auf Anhieb und es fiel ihm leicht, ihr zu verzeihen. Sie habe nämlich  

oft an ihn gedacht und den Schritt längst bereut, zu dem Ernstis Vergewaltigung sie getrieben hatte. Kiki 

war empört und bedachte Ilse mit einer dreckigen Bemerkung. Ich konnte nur lachen, zufällig befand ich 

mich mal im selben Raum, als Ilse bei einem Besuch die ehelichen Pflichten einforderte. Auf Ernstis Frage, 

was sie von ihm wolle, kam ein schnippisches: "Ich komme um meine Pflicht zu holen" Ich glaubte zu 

wissen, worum es ging, fragte mich nur, wie man so was holen kann? 

Pflichten werden erfüllt und nicht mitgenommen.

ddddd

Abgesehen von allem, gab es keine Vergewaltigung zwischen Eheleuten. Es war im Gesetz verankert, den

ehelichen Beischlaf mindestens 2 x wöchentlich zu vollziehen. Und bitte mit freudigem Gesicht!

Setzte die Frau eine angewiderte Miene auf, konnte sie, spätestens bei der Trennung, mit richterlichen

Sanktionen rechnen. Diese haarsträubende Pflicht war nichts anderes als ein Freibrief, ja, sogar eine

Aufforderung zur Vergewaltigung.

Ernsti hatte mit Pflichten wenig am Hut und wenn überhaupt, hat Ilse ihn vergewaltigt oder zumindest genötigt.

Zum großen Glück für Thomas, den es ohne Ilses's ausgeprägtem Pflichtgefühl wahrscheinlich nie gegeben

hätte. Und dafür konnte er ihr nun wirklich dankbar sein.

.....

Ahondissa

azurückaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa

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